Fr. Mrz 29th, 2024
Eine größere Schule

Essens Bildungslandschaft zügig und zukunftsorientiert verbessern!

Es ist seit längerem bekannt, dass es nicht gut um das deutsche Schul- und Bildungssystem bestellt ist; das wurde vor allem in der Corona-Zeit nochmals sehr deutlich. Dabei geht es nicht nur allein um das mehrgliedrige Schulsystem, mögliche Lehrinhalte, die frühe Selektion der Schüler:innen, die Benachteiligung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen oder jenen mit Migrationshintergrund, sondern auch um infrastrukturelle Defizite: Marode Schulgebäude, kaputte Tafeln, veraltetes Mobiliar, defekte Fenster und Türen, lose Stromkabel, unbenutzbare Turnhallen und Toiletten und aktuell: die fehlende technische Ausstattung zur Umsetzung der digitalen Lehre und des Fernunterrichts zu Corona-Zeiten. Dies sind nur einige Beispiele aus einer langen Liste an Mängeln.

Diese Aufzählung ist nicht als unrealistisch oder überzogen zu kritisieren: Im Bundes- und Landtagswahlkampf 2017 wurde die Essener Gesamtschule Bockmühle bundesweit bekannt und zum Symbol des Zustands vieler Schulen in Deutschland: die fehlenden Investitionen in Instandhaltung, Ausbau und Verbesserung rächen sich. Hinzukommen die veralteten Zahlen und Statistiken, auf denen die Planungen basieren, welche die Situation zusätzlich verschärfen. Der vorhandene Bedarf an Krippen-, Kindergarten-, OGS- (offene Ganztagsschul-) und Schulplätzen ist real nicht zu decken.

Angesichts der vielen fehlenden Schulplätze, primär Gesamtschulplätze, bei steigender Nachfrage, ist es umso verwunderlicher, dass die regierenden Parteien im Rat – SPD und CDU – die Debatten und Anträge, und somit die Beschlüsse zur kurz- und mittelfristiger Schaffung von Schulraum, bewusst abgelehnt oder in die Länge gezogen haben. Der neue Schuldezernent Muchtar Al-Ghusain sprach sogar von einem drohenden Schulkollaps, sollte der Schulausbau in Essen weiterhin verzögert werden.

Seit Jahren macht die Ratsfraktion der Linken im Rat der Stadt auf die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Schulentwicklungsplans und Schulausbaus aufmerksam. Konkrete Lösungen und Vorschläge, wie die Ratsfraktion sie seit Jahren einbringt, etwa den Bau einer zusätzlichen Gesamtschule im Essener Norden parallel zu Neubau- und Sanierungsarbeiten an Schulen wie der Gesamtschule Bockmühle oder Frida-Levy, wurden abgelehnt oder blockiert. Erst nach mehrmaligen Sitzungen und Druck im Rat wurden die jüngsten Maßnahmen beschlossen.

Kaum verwunderlich, dass die lange Debatte und Planung unter anderem dazu führten, dass die Gesamtschule Bockmühle, wie auch die Frida-Levy Gesamtschule, aus dem Investitionsprogramm ‚Gute Schule 2020‘ genommen und durch andere Maßnahmen ersetzt werden mussten. Denn beide Schulen können laut Prüfungsbericht der Verwaltung nicht mehr im Förderzeitraum fertig gestellt werden und müssen deshalb über den städtischen Haushalt finanziert werden. Die Fraktion die Linke pochte daher auf die Finanzierung aus stadteigenen Mitteln, wie sie später auch im Rat beschlossen wurde. Einmal mehr erweisen sich SPD und CDU, wie beim verschleppten Schulentwicklungsplan, als Bremser in der Essener Bildungspolitik und verschärfen den drohenden Schulkollaps. Dass gerade die SPD besonders bremst, ist umso ärgerlicher, da sie sich in der Opposition zu Zeiten des „Viererbündnisses“ schon vor Jahren gemeinsam mit der linken Fraktion für einen Ausbau der Gesamtschulen stark gemacht hat.

Was wir jetzt brauchen sind gut geplante, durchdachte, nachhaltige und zukunftsorientierte Lösungen zur Schaffung von Schulraum und zur allgemeinen Verbesserung der Schulsituation in der Stadt, aber auch bundesweit. Nach dem PISA-Schock, etlichen Reformen und experimentellen Schulformen, braucht das deutsche Bildungssystem mehr als nur eine Reform und die maroden Gebäude mehr als einen neuen Anstrich. Es bedarf vielmehr einer grundlegenden Neustrukturierung und -orientierung, damit es den aktuellen Herausforderungen wie z.B. Deutsch als Zweitsprache, wirklicher individueller Förderung und Inklusion gewachsen ist. Das Schulsystem muss endlich ins 21. Jahrhundert geführt werden!

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