Fr. Apr 26th, 2024

Ein Hochhaus für Essen – aber kein Plan!

Und wieder beglückt ein privater Investor die Stadt. Ein neues Hochhaus soll die Skyline bereichern. Nicht irgendein Hochhaus, nein, das höchste in Essen und das höchste Wohnhochhaus in NRW. Ein schlanker Turm in klassischer Rasterung wird da aufs Papier gemalt. Sogar zwei mögliche Standorte am Rand der City hat der Investor schon vorgeguckt.

Selbstverständlich weiß der Investor „maßgebliche“ bzw. „namhafte“ Vertreter:innen von Verwaltung und Politik auf seiner Seite. Selbstverständlich gab es da also womöglich schon Gespräche in bester Hinterzimmertradition, ohne dass die Stadtgesellschaft oder gar irgendwelche Gremien beteiligt gewesen wären. So geht Politik, so geht Bürger:innen-Beteiligung in Essen im 21. Jahrhundert.

Essen steht inzwischen für das Fehlen jeglichen Gestaltungswillens und jeglicher Vision von der Zukunft der Stadt. Die Stadt hat nicht nur keinen Plan, sie hat auch kein Konzept und ist deshalb notorisch auf die Ideen von Investoren angewiesen, die Stadtentwicklung über die Profiterwartung betreiben.

Nicht jede Idee eines privaten Investors muss schlecht sein, nicht einmal jedes Hochhaus ist von vornherein abzulehnen. Aber wenn daraus die Maxime von Stadtentwicklungspolitik wird, wird sie antidemokratisch, weil sie geldgetrieben ist und nicht als Ergebnis einer von der Stadtgesellschaft geführten Debatte zur Zukunft der Stadt steht.

Wir fordern also, endlich wieder eine Idee von der Zukunft der Stadt, ihrem Gesicht, ihrer Gestalt zu entwickeln und in einem ergebnisoffenen Prozess der Diskussion zu stellen. Die Menschen in der Stadt haben das Recht, ihre Stadt selbst zu gestalten und nicht den Heilsbotschaften privater Investoren folgen zu müssen.

Verwaltung und Politik haben dafür die Grundlagen zu legen. Mit einem Innenstadtentwicklungskonzept, einem Gestaltungskonzept, einer gesamtstädtischen Vision unter Einbeziehung der regionalen Verflechtung der Stadt. Dazu zählt vor allem eine integrierte Planung, eine Planung also, die nicht einzelne Vorhaben in den Blick nimmt, sondern die unterschiedlichen Ebenen von Stadt- und Stadtteilentwicklung. Dazu zählen dann auch ein Versorgungs-, ein Mobilitäts-, ein Zentren-, ein Demografie- und auch ein Hochhauskonzept – um nur einige der zu verhandelnden Aspekte zu nennen.

Nichts von alledem gibt es in Essen. All die Farben, die in den vergangenen Jahren in der Verantwortung waren, haben da keinen Unterschied gemacht. Das bescheidene Ergebnis ist allerorten zu besichtigen.

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